- Thatcherismus
- Thatcherịsmus[θætʃə-], englisch Thatcherism ['θætʃərɪzm], Schlagwort für die in Großbritannien unter M. Thatcher 1979-90 verwirklichte Variante einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, bei der - orientiert am Monetarismus - die Bekämpfung der Inflation stärker im Vordergrund stand als bei den Reaganomics. Weitere wirtschaftspolitische Ziele waren die Reduzierung des Staatsdefizits, die Einschränkung des öffentlichen Sektors zugunsten des Privatsektors und die Freisetzung der »Kräfte des freien Unternehmertums«. Die Reduzierung des Defizits war nicht nur erwünscht, um die öffentlichen Ausgaben einzuschränken, sondern auch erforderlich, um die Geldmenge steuern zu können. Die britische Notenbank (Bank of England) ist nämlich verpflichtet, das Staatsdefizit zu dem Teil, der nicht über den Kapitalmarkt gedeckt werden kann, direkt selbst zu finanzieren. Der Einschränkung des öffentlichen Sektors dienten die Reduzierung öffentlicher Ausgaben (v. a. durch Abbau sozialer Leistungen und Subventionen), Zinserhöhungen, Verringerung der Einkommensteuer und Reprivatisierung staatlicher Unternehmen (Privatisierung). Darüber hinaus zielte der Thatcherismus auf eine starke Einschränkung der Macht der Gewerkschaften. Dies war nur möglich mit einer Konfliktstrategie, die eine radikale Abkehr von der vorher in Großbritannien geübten Konsenspolitik bedeutete.Der Thatcherismus bewirkte zwar zunächst einen Rückgang der Inflation und eine Konjunkturbelebung, führte aber infolge der Sparmaßnahmen zugleich zu einer Zunahme von Unternehmenszusammenbrüchen, einem drastischen Anstieg der Arbeitslosenquote (v. a. bis Mitte der 1980er-Jahre) und verschärfte die soziale Differenzierung (»Zweidrittelgesellschaft«).Thatcherism, hg. v. R. Skidelsky (Neuausg. Oxford 1990);D. Sakowsky: Die Wirtschaftspolitik der Reg. Thatcher (1992);
Universal-Lexikon. 2012.